Nutria, Sumpfbiber und Biberratte: verschiedene Namen für ein Tier?
Die Nager aus Südamerika
Vor rund 120 Jahren kamen die ersten Nutrias nach Deutschland. Sie wurden ursprünglich für die Pelzzucht importiert. Heute leben sie als Wildtiere bei uns und verbreiten sich stetig. Die Experten der Blatta GmbH – Ihre Schädlingsbekämpfer in der Metropolregion Hamburg –, erklären, was man über die Nager wissen sollte und was wichtig ist, wenn Sie Nutrias begegnen
Nutria, Sumpfbiber und Biberratte: verschiedene Namen für ein Tier?
Mit ihren langen Nagezähnen und ihrer braun-grauen Färbung sehen Nutrias (Myocastor coypus) ein wenig aus wie eine Mischung aus Biber (Castor fiber) und Bisamratte (Ondatra zibethicus). Daher werden sie auch Sumpfbiber oder Biberratte genannt. Beides sind im Grunde irreführende Bezeichnungen. Denn Nutrias haben biologisch gesehen weder mit dem einen noch dem anderen Tier etwas zu tun, werden nur häufig beiden verwechselt. Verwandt sind die Nutria mit dem Meerschweinchen. Der Name Nutria wiederum stammt aus dem Kürschnerhandwerk und ist ursprünglich die Handelsbezeichnung für den Pelz. Wie Biberratte oder Sumpfbiber ist auch dieser auch nicht ganz korrekt, da Nutria im Spanischen Fischotter (Lutra lutra) bedeutet. Nutria ist aber die bei uns gebräuchliche Bezeichnung.
Wie erkenne ich eine Nutria?
- Nutria sind größer als Bisamratten und kleiner als Biber und haben einen anderen Schwimmstil als die Biber: Nutrias zeigen dabei Rücken und ihren runden Schwanz.
- Anders als bei Bibern und Bisamratten sind die Ohren von Nutrias deutlich sichtbar.
- Charakteristisch sind auch die weißen Tasthaare der Nutrias.
- Typisch ist die orange Färbung der Zähne erwachsener Tiere, die durch härtende Eiseneinlagerung entsteht. Allerdings sind Zähne von Bibern ebenfalls entsprechend gefärbt.
- Die Tiere können bis zu 10 kg schwer werden, etwa 60 bis 70 cm lang (plus rund 30 cm Schwanz).
- Sie sind vor allem in der Dämmerung aktiv und ernähren sich vor allem von Pflanzen.
- Der Eingang zu einem Nutriabau liegt immer oberhalb der Wasserlinie. Biber und Bisamratten tauchen in ihren Bau hinein.
Wo leben Nutrias?
Die Nutrias leben immer in der Nähe von Gewässern, vor allem in selbst gegrabenen Erdhöhlen im Uferbereich oder im Schilf. Die Nager leben paarweise oder in Familienverbänden und bleiben ihrem Revier in der Regel treu. Laut dem Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) kommen Nutrias nahezu in der gesamten Bundesrepublik vor – besonders aber im Nordwesten Deutschlands, wo sie an den Ufern von Ems, Weser, Elbe und Rhein ideale Lebensbedingungen finden. Immer häufiger werden die Nagetiere auch stadtnah heimisch, auf Golfplätzen, in Parks und Grünanlagen.
Wie vermehren sich Nutrias?
Die Weibchen, die Metzen, können zwei- bis dreimal pro Jahr sechs bis acht Junge werfen. Die Tiere sind in der Tat perfekt an das Leben am Wasser angepasst. So liegen die Zitzen der Weibchen so hoch an den Flanken, dass der Nachwuchs Milch bekommen kann, während die Mutter schwimmt. Die Jungen sind Nestflüchter. Wenige Tage nach Geburt verlassen sie gemeinsam mit ihrer Mutter das Nest. Sie können dann bereits schwimmen.
Woher kommen Nutrias?
Ursprünglich stammen die Nager aus Südamerika, wo sie wegen ihres Pelzes und Fleisches von jeher gejagt wurden. Ab Ende des 19. Jahrhundert importierten vor allem französische Pelzzüchter verstärkt Nutrias für erste Zuchtversuche. Seit den 1920er Jahren gab es auch in Deutschland vielfach Nutriafarmen. Eine besonders wichtige Rolle für die Verbreitung von Nutriapelzen spielte Leipzig, die „Weltstadt der Pelze”. Zeitweise wurde in der sächsischen Metropole rund um den Brühl sogar ein Drittel des internationalen Pelzhandels abgewickelt. In der Fachzeitschrift „The British Fur Trade” lobt ein Autor im Jahr 1926 den Handelsort: „Den Brühl mit seinen schönen Pelzläden halte ich für das schönste Pelzviertel Europas“. Nach dem 2. Weltkrieg blieb die Nutriazucht vor allem in der DDR erhalten. Mitte der 1960er Jahre wurden dort als Bestand rund 150 000 Tiere erfasst, nach dem Fall der Mauer verlor die Nutriazucht jedoch auch im Osten an Bedeutung.
Sind Nutrias eine Plage?
Seitdem es Nutriazuchten in Deutschland gab, sind immer wieder Tiere entkommen, freigelassen oder ausgesetzt worden. Auf diese Weise etablierten sich bei uns über die Jahrzehnte frei lebende Populationen, die vor allem Flüsse, Seen und Teiche mit Röhrichtsäumen besiedeln. Nutrias zählen daher zu den invasiven Neozoen. Sprich: Es ist eine Tierart, die ursprünglich nicht bei uns heimisch war, nun aber hier wild lebt. Wärmere Winter, gute Futterbedingungen, kaum natürliche Feinde: In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Nutrias so stark verbreitet, dass mancherorts von einer Plage die Rede ist. Laut dem Deutschen Jagdverband erlegten Jäger und Jägerinnen um die Jahrtausendwende nur etwa 1700 Nutrias in einer Jagdsaison. 2020/2021 waren es bereits mehr als 100.000.
Sind Nutrias Schädlinge?
- Die Nager schädigen mancherorts Deiche und Dämme und machen diese instabil.
- Nutrias fressen und nisten häufig in Uferröhrichten, das wirkt sich auf das gesamte Ökosystem aus: Uferzonen verändern sich, das kann sich auf die Fließgeschwindigkeit der Flüsse auswirken. Fische, Vögel und Insekten verlieren zum Teil ihre Brutplätze und ihre Nahrungsquellen.
- Landwirte beklagen beträchtliche Fraßschäden an Mais, Kartoffeln, Getreide und Zuckerrüben.
- Nutrias sind außerdem potenzielle Überträger von Krankheiten wie Leptospirose, Toxoplasmose und Trichinose.
- Aufgrund dieser vielfältigen Auswirkungen ist es notwendig, die Populationen im Blick zu behalten. Gemäß der EU-Verordnung Nr. 1143/2014 unterliegt die Nutria den Managementmaßnahmen für invasive Arten.
- Positiv kann man bewerten, dass die Nutria wiederum die aus Nordamerika eingewanderte Bisamratte etwas zurückdrängt, die eher noch mehr Schaden anrichtet.
Greifen Nutrias Menschen an?
In der Regel sind Nutrias harmlose Tiere, die Nager sind nicht aggressiv. Mensch und Tier können sich allerdings zu nahe kommen, etwa, wenn Nutrias im urbanen Raum eine Heimat gefunden haben. Fühlen sich die Nager, insbesondere die Muttertiere, vom Menschen in die Enge getrieben, gehen sie in Drohstellung. Sie heben die Vorderbeine und zeigen Zähne. Ordnungsämter wie Tierschützer raten davon ab, Nutrias zu füttern oder zu streicheln. Hunde sollte man am besten von ihnen fernhalten.
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