Schabenjagd in 276 Meter Höhe
Blatta GmbH: Shariar, wie kam es zu der Zusammenarbeit in Teheran?
Shahriar: Ich bin der Firma Versa Sanat Sabz auf Instagram gefolgt, die dort sehr aktiv ist. Ich habe geschaut, was die so machen, so entstand der Kontakt. Es handelt sich um ein Familienunternehmen, das schon mehr als 15 Jahre in der iranischen Hauptstadt tätig ist. Dr. Vahid Ahmadi und sein Team bekämpfen vor Ort Schädlinge. Und sie beraten landesweit, auch landwirtschaftliche Betriebe. Über Prävention informiert Versa Sanat Sabz viel über Instagram, das ist ungewöhnlich. Das Unternehmen wird sogar von im Ausland lebenden Iranern kontaktiert, die gerne eine Beratung in ihrer Muttersprache haben möchten. Als ich dann im Frühjahr 2024 selbst in Teheran war, haben wir uns das erste Mal persönlich getroffen.
Was hast Du vor Ort erlebt?
Zunächst hatten wir einen sehr interessanten Austausch. Die Kollegen haben mir erzählt, dass Bettwanzen und Schaben die größte Herausforderung in Teheran sind. Sie haben auch mit Tauben zu tun, aber viel weniger mit Ratten als wir in Deutschland. Dafür sind streuende Katzen in Teheran wiederum ein großes Thema. Versa Sanat Sabz fängt die Tiere ein, kastriert sie und setzt sie dann an passenden Orten wieder aus. Im wärmeren Süden des Landes sind zudem Schlangen und Skorpione Fälle für die Schädlingsbekämpfung.
Warst Du auch mit den Kollegen unterwegs?
Ja, wir haben als Erstes gemeinsam eine Bettwanzen-Inspektion gemacht. Im Iran besteht bei vielen Menschen ein gewisser Unwille, Geld für Schädlingsbekämpfer auszugeben. Die Leute finden es oft zu teuer. Die Folge ist, dass sie den Schädlingsbekämpfer erst rufen, wenn der Befall schon richtig schlimm ist. Interessant ist auch, dass die Kollegen in Teheran bei einer Bettwanzenbekämpfung empfehlen, dass die Bewohner und Bewohnerinnen für drei Tage die Wohnung verlassen – und zwar einfach aus dem Grund, weil die Leute sonst das vom Schädlingsbekämpfer ausgelegte Gift wieder wegwischen würden, bevor es wirken kann. Das ist etwas, was wir unseren Kunden und Kundinnen in Deutschland einfacher vermitteln können. Wenn wir die Insektizide ausgebracht haben, geben wir den Leuten eine genaue Anleitung an die Hand, aus der hervorgeht, was wichtig ist und wie sie sich verhalten müssen, damit unsere Arbeit den gewünschten Effekt hat.
Was hast Du noch erlebt?
Großartig war auch der Einsatz im Bordsch-e Milad!
Was ist der Bordsch-e Milad?
Das ist der Fernsehturm der Stadt. Er ist mit 435 Metern der höchste Turm des Landes und der sechsthöchste Fernsehturm der Welt. Er wurde zwischen 2003 und 2006 erbaut. Für Besucher und Touristen bietet der Fernsehturm mehrere Aussichtsplattformen. Auf 276 Metern Höhe befindet sich außerdem ein Restaurant. Und genau da waren wir auch, um in der Küche den Schaben und die Mäuse im Lager zu bekämpfen. Anschließend haben wir im Restaurant den wunderbaren Ausblick genossen.
Werden im Iran in der Schädlingsbekämpfung ähnliche Methoden und Mittel eingesetzt wie bei uns?
Im Prinzip ja, aber es gibt natürlich Unterschiede. Während wir Gift in sogenannten Mäuse- oder Rattenboxen auslegen und Giftköder am Ende wieder einsammeln, ist der Umgang mit den Giften im Iran kaum reguliert. Es gibt keine klare Gesetzgebung wie bei uns, die sich an Naturschutz und Tierwohl orientiert. Darum beneiden uns die iranischen Kollegen, denn mit eindeutigen Gesetzen ist es viel einfacher, bestimmte Methoden den gegenüber Kunden erfolgreich durchzusetzen. Darüber muss dann nicht diskutiert werden. Und, ganz wichtig: Durch den kontrollierten Einsatz von Giften vermeiden wir in Deutschland, dass sich Resistenzen entwickeln. Wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt: In einigen Regionen in Nordwestdeutschlands sind zum Beispiel Wanderratten und Hausmäuse gegen manche Mittel resistent und können damit nicht mehr zuverlässig bekämpft werden. Im Iran droht das ebenfalls, weil es nur wenig Kontrollen beim Einsatz der Mittel gibt.
Bleibt Ihr im Kontakt?
Auf jeden Fall. Ich drehe kleine Videos über meinen Arbeitsalltag in Hamburg, die ich nach Teheran schicke. Für die iranischen Kollegen ist die deutsche Schädlingsbekämpfung ein Vorbild. Es hilft ihnen auch in der Kommunikation mit ihren Kunden – wenn etwas in Deutschland auf eine bestimmte Art und Weise gemacht wird, wird das gut angenommen und akzeptiert.
Länderinfo:
Die Islamische Republik Iran mit der Hauptstadt Teheran hat knapp 90 Millionen Einwohner. Mit einer Fläche von 1,65 Millionen Quadratkilometern (zum Vergleich: Deutschland ist 357.580 km² groß) zählt der Iran zu den 20 größten und bevölkerungsreichsten Ländern der Welt. Das gebirgige Land wird im Norden vom Kaspischen Meer und im Süden durch den Persischen Golf begrenzt. Das Klima ist regional sehr unterschiedlich.
Unsere Serie „Schädlingsbekämpfung in anderen Ländern“ setzen wir in unregelmäßiger Folge fort.