Kitze retten

Rehkitz im hohen Gras
Warum müssen überhaupt Wildtiere gerettet werden?
Wildtiere finden in Deutschland immer weniger Rückzugsorte, die vom Menschen noch unberührt sind. Besonders im Frühjahr suchen Rehkitze, Junghasen oder am Boden brütende Vögel wie Kiebitz oder Bekassine Schutz im hohen Gras von Wiesen und Feldern, die landwirtschaftlich genutzt werden und schon bald gemäht werden müssen. Die evolutionär entwickelten Schutzstrategien der Tiere kollidieren mit unserer Form der Landnutzung: Immer wieder geraten Wildtiere zwischen die scharfen Klingen der Mähfahrzeuge und werden dabei schwer verletzt oder getötet. Besonders gefährdet sind Rehkitze, deren erste Lebenswochen in die Zeit der ersten Mahd der Wiesen fallen. „Da die Ernte genauso wenig aufgeschoben werden, wie in die innere Uhr von Reh, Hase & Kiebitz eingegriffen werden kann, braucht es die Jungwildrettung zur Vermeidung von Wildtierleid“, so der Verein Deutsche Wildtierrettung e.V., der seinen Sitz in Hamburg hat. Dazu der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft in einer Pressemitteilung von März 2025: „Es ist dem Einsatz vieler Ehrenamtlicher zu verdanken, dass Jahr für Jahr tausende Rehkitze gerettet werden können. Dadurch retten die Freiwilligen nicht nur die Wildtiere selbst vor den Mähwerken, sondern ersparen auch den Kühen im Stall mögliche Erkrankungen, die mit kontaminiertem Heu im Zusammenhang stehen können.“
Sind nicht die Landwirte dafür verantwortlich, die Tiere vor dem Mähen zu finden?
Im Prinzip schon. Folgt man dem §17 Tierschutzgesetz machen sich Bauern strafbar, wenn sie bei der Mahd den Tod von Kitzen billigend in Kauf nehmen. In der Praxis ist es ihnen jedoch kaum möglich, die Felder selbst angemessen und umfänglich abzusuchen, zu groß sind die Flächen. Deshalb werden sie dabei von der Jägerschaft und Vereinen zur Kitzrettung unterstützt.
Warum laufen die Rehkitze nicht weg, wenn der Mähdrescher kommt?
In der Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit zeigen Rehkitze (und auch Junghasen) noch keinen Fluchtreflex. Anstatt wegzulaufen, drücken sich die Kitze in den allerersten Lebenswochen bei drohender Gefahr fest auf den Boden. Man spricht hier vom Drückinstinkt. Der Fluchtinstinkt entwickelt sich erst einige Wochen später, wenn die Tiere sicher laufen können. Vorher ist das regungslose Verharren ein wirkungsvoller Schutz vor natürlichen Fressfeinden wie etwa Füchsen oder Wildschweinen. Allerdings kannte die Evolution keine Mähdrescher, die bei einer Wiesenmahd auf diese Weise zur tödlichen Gefahr für die Jungtiere werden. Aus der Fahrerkabine der schweren Maschinen sind die Jungtiere, die sich auf den Boden drücken, häufig nicht oder erst zu spät zu erkennen.
Wie arbeiten die Rettungsteams?
Vor allem in den Monaten Mai und Juni werden die Jäger oder Ehrenamtlichen von Landwirten gerufen, um in den Stunden vor dem Mähen die Wiesen nach Kitzen abzusuchen, die genau in dieser Jahreszeit ihr Lager im Gras finden. Der Einsatz von Drohnen mit Wärmebildtechnik ist aktuell die beste Möglichkeit, um die Jungtiere aufzuspüren und in Sicherheit zu bringen. In den frühen Morgenstunden kurz vor Sonnenaufgang, wenn der Boden noch kühl ist, gelingt es am besten, die Kitze im hohen Gras mit der Wärmebildkamera zu lokalisieren. Der beim Luftfahrt-Bundesamt (LBA) registrierte Fernpilot des Rettungsteams lässt den Flugroboter in etwa 60 Meter Höhe über das Gelände fliegen und sucht nach schwarzen Punkten auf dem Bildschirm der Wärmebildkamera. Entdeckt er etwas, schickt er per Funkgerät die Retter zu der entsprechenden Stelle – finden die Helfer dort ein Kitz, heben sie es in eine mit Gras ausgepolsterte, luftdurchlässige Kiste. Etwas ältere Tiere ab drei Wochen springen eventuell weg, sie werden mit einem Kescher eingefangen. In der Kiste werden die Tiere an einen sicheren Ort abseits der Wiese gebracht. Bei der Arbeit verwenden die Helfer Einmal-Handschuhe, bedecken die Unterarme und heben die Kitze mit einem Grasbüschel in den Händen hoch, damit sie so wenig Kontakt wie möglich zu dem Tier haben. Sonst besteht die Gefahr, dass die Ricke (auch Kitzgeiß genannt) ihren Nachwuchs später nicht mehr annimmt. Nach dem Mähen, das möglichst unmittelbar nach dem Absuchen der Wiesen erfolgt, wird das Kitz so schnell wie möglich nahe dem Fundort wieder ausgesetzt, damit die Mutter es dort aufspüren kann.
Warum sind Drohnen so wichtig für die Kitzrettung?
Die Flugroboter sind deutlich effektiver als Vergrämung oder Begehung. Mit Drohnen können Wiesen und Felder erheblich schneller (in 1-2 Minuten kann ein Hektar abgeflogen werden) und mit weniger Personen abgesucht werden, die Rettung der Kitze verläuft stressarmer. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert daher seit einigen Jahren die Anschaffung von Drohnen zur Rehkitzrettung und stellt auch in 2025 zu diesem Zweck erneut 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Antragsberechtigt sind Vereine auf regionaler oder lokaler Ebene, zu deren Aufgabe die Pflege und Förderung des Jagdwesens oder die Rettung von Wildtieren, vorrangig von Rehkitzen, gehören. Zudem gab es 2024 Gesetzesänderungen, die die Kitzrettung mit Drohnen erleichtern sollen. So dürfen auch ältere Drohnen, die bereits vor dem Inkrafttreten der EU-Drohnenverordnung angeschafft wurden, weiter während der Mahd eingesetzt werden. Plus: Für zertifizierte Drohnen ist der Mindestabstand zu Siedlungen, Erholungsgebieten sowie Industrie- und Gewerbeflächen von 150 auf 10 Meter reduziert. Diese Regelung ermöglicht es, dass die Kitzretter über 90 Prozent aller Agrarflächen in Deutschland mit ihren Drohnen überfliegen können.
Gerät die Rehkitzmutter ebenfalls in Gefahr?
Eher nicht – sie hat ja den Fluchtinstinkt längst ausgebildet. Die Ricke lässt ihren Nachwuchs alleine am Lagerplatz auf der Wiese zurück und beobachtet ihre ein bis zwei Kitze, die im Abstand von einigen Metern lagern, aus sicherer Entfernung. Sie besucht sie in den ersten Lebenstagen nur kurz zum Säugen und Säubern, um nicht natürliche Fressfeinde wie Fuchs oder Luchs auf die Spur der Jungtiere zu locken. Rehkitze verfügen nämlich über einen natürlichen Schutz: Sie sind nahezu geruchlos und können im Feld kaum aufgespürt werden. Sollten Sie selbst einmal in der Natur auf ein Rehkitz stoßen – auf keinen Fall anfassen und streicheln.
Wie viele Kitze können jedes Jahr gerettet werden?
Nach Schätzungen der Deutsche Wildtierrettung fallen jedes Jahr etwa 500.000 Wildtiere der Grünlandmahd zum Opfer. Welche Verbesserung bringt die Aktivitäten der Kitzrettungs-Teams? Dazu liegt eine aktuelle Umfrage vor, die die Deutsche Wildtierrettung, die Deutsche Wildtier Stiftung und der Deutsche Jagdverband gemeinsam durchgeführt haben. Befragt wurden 490 Jungwild-Rettungsteams aus allen Bundesländern. 2023 haben sie insgesamt 475.000 Hektar Grünlandfläche oder Flächen mit Ackerfurchen abgesucht, das entspricht einem Fünftel der Fläche, die jährlich gemäht wird. Im Durchschnitt wurde auf zehn Hektar abgesuchter Fläche ein Rehkitz gefunden. Nur 2,7 Prozent der Kitze wurden übersehen und später verletzt oder getötet.
Was kann ich tun?
Die Jungtierrettung braucht Freiwillige und finanzielle Unterstützung. Wenn Sie spenden möchten, können Sie das zum Beispiel bei dem Verein Deutsche Wildtierrettung tun. Auf der Website finden Sie zudem die Kontaktdaten der verschiedenen Teams nach Bundesländern sortiert.
Mehr Infos zum Thema:
Die Deutsche Wildtierrettung e. V. ist ein 2019 gegründeter gemeinnütziger Verein mit Sitz in Hamburg. Hinter dieser Initiative stehen die norddeutschen Landesjagdverbände und Landesjägerschaft in Berlin, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie die Arbeitsgemeinschaften der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden in den Bauernverbänden von Hamburg und Schleswig-Holstein. Mehr Infos:deutsche-wildtierrettung.de
Die Deutsche Wildtier Stiftung ist eine private, gemeinnützige Stiftung. Sie setzt sich für den Schutz der heimischen Wildtiere und ihrer Lebensräume ein. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit ist die Naturbildung, die der wachsenden Naturentfremdung insbesondere von Kindern und Jugendlichen entgegenwirken soll. Wenn es zu Konflikten zwischen Mensch und Wildtier kommt, will die Stiftung bei der Suche nach pragmatischen Lösungen mitwirken - auf wissenschaftlicher Grundlage und unabhängig von politischen Interessen. Mehr Infos:deutschewildtierstiftung.de
Für alle Fragen rund um die Schädlingsbekämpfung in Hamburg und Umgebung stehen wir Ihnen gerne persönlich zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns hierfür telefonisch (Tel.: 040-22858847) oder per E-Mail (schaedlingsbekaempfung@blatta.de). Wir bieten Ihnen einen Notdienst, der in dringenden Fällen auch sonn- und feiertags für Sie im Einsatz ist. Jeder Einsatz unserer Teams erfolgt selbstverständlich vollkommen diskret und unter Berücksichtigung Ihrer individuellen Anforderungen. Auf Wunsch erhalten Sie weitere Informationen am Telefon oder persönlich durch unsere Schädlingsexperten. Diese stehen Ihnen außerdem für eine unverbindliche Beratung vor Ort zur Verfügung.