„Probleme mit Ratten gibt es nicht, dafür aber Skorpione“
Unser Mitarbeiter Eduard und die Schädlingsbekämpfung in seiner alten Heimat
Blatta GmbH:Eduard, was hast Du in Taschkent erlebt?
Eduard: Ich wollte wissen: Wie gehen die usbekischen Kollegen vor? Welche Sorgen und Interessen haben die dortigen Kunden und Kundinnen? Wie reagieren die Menschen auf Schädlinge und Ungeziefer? Dafür habe ich mich mit dem Inhaber von BioClean, einer Firma für Schädlingsbekämpfung in der Hauptstadt Taschkent, verabredet. Das Unternehmen hat etwa zwanzig Mitarbeiter und betreut vor allem Firmenkunden. Es war sehr interessant, sich mit ihm über Gemeinsamkeiten und Unterschiede auszutauschen.
Welche Schädlinge werden dort vor allem bekämpft?
Schaben, Mücken, Fliegen, Bettwanzen, Wespen, Hornissen, das sind alles Insekten, die dort genauso zum Problem werden können wie bei uns. Aber BioClean hat zum Beispiel auch mit Skorpionen oder Eidechsen zu tun.
Und wie sieht es mit Mäusen und Ratten aus?
Ja, interessant! Ich habe in der Stadt kaum Nager gesehen. Auf meine Nachfrage erklärte mir der Kollege, dass Ratten und Mäuse von den vielen wildlebenden Katzen so weit dezimiert werden, dass sie keine Antikoagulantien anwenden. Die vielen streunenden Katzen und Hunde sind dafür aus seiner Sicht ein Problem, das allerdings nicht kontrolliert wird.
Wo gibt es große Unterschiede?
Sicherlich bei den Methoden. In Taschkent werden fast ausschließlich Nebelverfahren und Drucksprühgeräten verwendet, während wir häufiger mit Fraßgelen arbeiten. Gelverfahren nennen sie dort „amerikanische Spritze”. Sein Problem damit ist: Die dabei verwendeten Wirkstoffe, die häufig aus China kommen, sind in Usbekistan weitgehend frei verkäuflich und wurden daher in der Vergangenheit sehr viel und nicht immer mit nötigen Sachkenntnis eingesetzt. Daher haben sich bei den dortigen Populationen inzwischen Resistenzen gebildet, deshalb setzt der Kollege sie nicht mehr ein. Er kann so auch keine Garantien geben.
Garantien – das wird dort auch anders gehandhabt als bei uns?
Ja, da gibt es Unterschiede zum deutschen Markt. Während deutsche Schädlingsbekämpfer realistischerweise nichts garantieren, da ein erneuter Befall in der Regel außerhalb ihres Einflusses liegt, erwarten usbekische Kunden von ihren Schädlingsbekämpfern mindestens ein Jahr Garantie. Die „schwarzen Schafe” auf dem Markt ködern Kunden mit ganz große Versprechen und garantieren mehrere Jahre ohne Schädlinge. Und das Problem soll mit einer Behandlung behoben sein, so ein häufiger Anspruch von usbekischen Kunden. Bettwanzen sind eine Ausnahme, da fahren die usbekischen Kollegen auch mehrmals hin.
Wie werden dort Schädlingsbekämpfer ausgebildet?
Bei uns in Deutschland dauert die Ausbildung drei Jahre oder man benötigt einen Sachkundenachweis mit anschließender Prüfung. In Usbekistan bedarf es einer Genehmigung, aber es gibt in dem Sinne keine Ausbildung, sondern vor allem „learning on the job”. Schädlingsbekämpfer werden in der Regel vom Firmeninhaber oder von Kollegen ausgebildet – und auch dort ist es schwer, gute Leute zu finden.
Was bedeutet „Natur” in Usbekistan?
Auf meiner Reise fiel mir auf, dass Deutschland viel stärker von Kulturlandschaften geprägt ist, die der Mensch gestaltet hat. Die Natur in Usbekistan ist ursprünglicher und unberührter. Ich könnte mir vorstellen, dass Artenschutz dort nicht so intensiv betrieben wird wie bei uns. Die usbekischen Kollegen brauchen zum Beispiel keine Genehmigung, um ein Hornissennest zu entfernen. Allerdings werden Wespen und Hornissen generell seltener bekämpft – vielleicht gibt es dort in der Bevölkerung auch eine größere Akzeptanz, dass diese Tiere zum Leben dazu gehören?
Wie war es für Dich, nach Usbekistan zurückzukehren?
Durch die Erfahrungen, die ich in Deutschland inzwischen mit Schädlingsbekämpfung, Jagd und Falknerei gesammelt habe, sah ich mein Heimatland mit anderen Augen: Ich entdeckte Insekten, ich habe in den Bergen kreisende Greifvögeln erkannt und andere wild lebende Tiere. Es war eine schöne Erfahrung, zu merken, dass sich mein Horizont geweitet hat. Begeistert hat mich die Freundlichkeit der Menschen und die Vielfalt der Lebensmittel und Speisen, das schmeckte alles sehr lecker.
Gab es auch Überraschungen?
Oh ja. Beim Bezahlen nennt man der Kassiererin die PIN der Karte, die sie dann eingibt. In Deutschland unvorstellbar.
Länderinfo:
Die zentralasiatische Republik Usbekistan mit der Hauptstadt Taschkent hat knapp 36 Millionen Einwohner. Das 448.978 km² dünn besiedelte Land (zum Vergleich: Deutschland ist 357.580 km² groß) grenzt an Kasachstan, Kirgisistan,Tadschikistan, Afghanistan und Turkmenistan. Der größte Teil der Fläche Usbekistans wird von Wüsten eingenommen. Bekannt sind neben der Hauptstadt die beiden Städte Samarkand und Buchara an der historischen Seidenstraße.
Unsere Serie „Schädlingsbekämpfung in anderen Ländern“ setzen wir in unregelmäßiger Folge fort.