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In den Kellern von Wien

Blatta-Mitarbeiter Shahriar Khalighi hat in der österreichischen Hauptstadt die Schädlingsbekämpfer des Traditionsunternehmens SBK 1 getroffen und war ihnen in den Kellern und Restaurants der Stadt unterwegs

Einblicke in die Wiener Schädlingsbekämpfung – Blatta-Mitarbeiter Shahriar auf Tour mit SBK 1

Blatta GmbH: Shahriar, hat die österreichische Metropole ein Rattenproblem?
Shahriar Khalighi: Hamburg, London, Paris – alle Großstädte der Welt haben ein Rattenproblem. Überall dort, wo viele Menschen leben, siedeln sich Ratten an, weil sie dort Nahrung finden. Eine Stadt wie Wien zieht mit ihren berühmten Sehenswürdigkeiten wie der Hofburg, dem Prater und Schloss Schönbrunn jede Menge Touristen aus der ganzen Welt an – die dann zum Teil unachtsam Müll auf den Straßen hinterlassen und so zur Verbreitung von Ratten auch noch beitragen.
Blatta GmbH: Beim Sightseeing möchte man nicht unbedingt auf Ratten treffen ...
Shahriar Khalighi: Ja, manche Menschen ekeln sich vor Ratten – nicht ohne Grund! Denn die Nager können eine Vielzahl von Krankheiten auf den Menschen übertragen, wie zum Beispiel Tuberkulose, Typhus, Salmonellose, Hepatitis und Borreliose. Sie dringen überall ein, fressen fast alles an und können auch in Gebäude gelangen. Und vor allem, wenn Ratten im Kanalsystem unterwegs sind, kommen sie über unsere Ausscheidungen mit humanen Krankheitserregern in Kontakt.
Blatta GmbH: Und aus wenigen Ratten werden schnell viele Ratten ...
Shahriar Khalighi: Ja, das ist beeindruckend. Ratten können sich in kurzer Zeit rasant vermehren. Nach einer kurzen Tragzeit von 21 Tagen werfen die Weibchen bis zu acht Jungen – und das etwa acht Mal im Jahr. In Wien versucht man dem mit einer speziellen Rattenverordnung zu begegnen.

Blatta GmbH: Was ist das Besondere an der „Wiener Rattenverordnung“?
Shahriar Khalighi: Die Stadt kümmert sich sehr gezielt um Monitoring und Prävention – oder wie es dort heißt: um „Rattennachschau“. Das bedeutet: Alle Eigentümer oder Betreiber von Wohnhäusern, Gewerbeimmobilien oder anderen Liegenschaften müssen sicherstellen, dass keine Ratten oder andere Schadnager in ihrem Gebäude leben. Es ist ihnen freigestellt, welche zugelassenen Unternehmen für Schädlingsbekämpfung sie mit der Kontrolle und der Bekämpfung beauftragen – aber sie müssen es tun und sie sind verpflichtet, Nachweise über Kontrolle und Bekämpfung drei Jahre rückwirkend vorlegen zu können. So ein Gesetz gibt es sonst nirgendwo in Europa. 
Blatta GmbH: Und Du wolltest wissen, was das in der Praxis bedeutet?
Shahriar Khalighi: Genau. Ich habe den Wiener Schädlingsbekämpfer SBK1 kontaktiert, eine Firma mit langer Tradition. Die Familie betreibt das Unternehmen seit 1878, inzwischen in fünfter Generation. Die sehr netten Kollegen waren gleich bereit, mich zu empfangen und auf Einsätze mitzunehmen.
Blatta GmbH: Was hast Du erlebt?
Shahriar Khalighi: SBK1 hat 15 Mitarbeiter. Sieben davon sind vor allem mit dem Ratten-Monitoring beschäftigt. Ich war mit dem Vorarbeiter unterwegs, mit Gruda. Wir haben in verschiedenen Liegenschaften die Rattenboxen mit den ungiftigen Ködern überprüft, es war aber alles in Ordnung. Das wird monatlich wiederholt – und sobald Gruda und sein Team Anfraß entdecken, stellen sie auf Gift um.

Blatta GmbH: Wo wart Ihr noch unterwegs?
Shahriar Khalighi: Wir haben zum Beispiel ein Restaurant in der Wiener Innenstadt aufgesucht. Da ging es aber um das Monitoring gemäß der EU-Verordnung (EG) Nr. 852/2004.
Blatta GmbH:Kannst Du erklären, was damit gemeint ist?
Shahriar Khalighi: Diese europaweite Verordnung schreibt vor, dass in Unternehmen, die Lebensmittel herstellen, verarbeiten, lagern oder transportieren, das sogenannte HACCP-Konzept durchgeführt werden muss. Die Abkürzung HACCP steht für die englischen Begriffe hazard analysis and critical control points. Es geht darum, potentielle Gefahrenstellen in einem Betrieb zu ermitteln und entsprechende Kontrollen vorzunehmen. So soll ein Befall von Ratten und anderen Schädlingen wie etwa Mäuse, Motten, Kakerlaken oder Ameisen verhindert werden. Für HACCP-Monitoring benötigen Schädlingsbekämpfer eine zusätzliche Schulung, weil sie dafür verantwortlich zeichnen, dass in einem Betrieb alles in Ordnung ist.
Blatta GmbH: Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe …
Shahriar Khalighi: Auf jeden Fall. Nicht zuletzt, weil Restaurants schließen müssen, wenn der Controller einen Befall feststellt. Die Betreiber können erst wieder öffnen, wenn die Schädlinge erfolgreich bekämpft worden sind. Am nächsten Tag war ich mit dem SBK1-Team unterwegs zu einem Restaurant, das wegen Kakerlaken bereits sechs Wochen den Betrieb geschlossen halten musste.

Blatta GmbH:Du und die anderen Kollegen aus unserem Team besuchen immer wieder Schädlingsbekämpfer in anderen Ländern. Was ist dabei besonders interessant?
Shahriar Khalighi: Bei Besuchen wie zum Beispiel bei SBK 1 sehen wir, welche Unterschiede bestehen und wo sich die Probleme ähneln. Hier noch einmal ein Beispiel aus Wien, das zeigt, dass es schon im Nachbarland andere Herausforderungen geben kann: Auf der Tour mit den SBK1-Kollegen waren wir auch im Botschaftsviertel und haben dort in einem Privathaus Wespen bekämpft. Das war Ende April, da haben wir in der Metropolregion Hamburg in der Regel noch keine Anfragen wegen Wespennestern. In Wien sind die Temperaturen im April aber zwei bis drei Grad Celsius höher als bei uns, das wirkt sich auf das Ökosystem und die Schädlingspopulationen aus. Das ist interessant zu sehen, auch hinsichtlich des Klimawandels. Ich konnte in Österreich bereits sehen, was vermutlich auch bei uns in einigen Jahren normal sein wird. Und sich vor Ort über die „Wiener Rattenverordnung“ und deren positive Effekte zu informieren, ermutigt, das Thema Prävention und Monitoring auch bei uns weiter voranzubringen.
Blatta GmbH: Hattest Du bei Deinem Besuch in Wien Zeit, die berühmte österreichische Küche zu genießen?
Shahriar Khalighi: Ja, das war ganz wunderbar. Die Kollegen von SBK 1 haben mich in ein tolles Restaurant eingeladen, wo wir traditionell zubereitetes Schnitzel nach Altwiener Art genossen haben – mit Preiselbeeren. 
Köstlich! Vielen Dank nach Wien zu SBK 1.
 

Länderinfo

Österreich ist ein 83.883,87 km² großer mitteleuropäischer Binnenstaat mit rund 9,2 Millionen Einwohnern. Wien ist die Hauptstadt, das Land ist aufgeteilt in neun Bundesländer, acht Nachbarn grenzen an Österreich. Mehr als 70 Prozent des Staatsgebietes sind gebirgig. Österreich ist besonders stark vom Klimawandel beeinflusst, so stieg die Jahresdurchschnittstemperatur im 20. Jahrhundert um 1,8 °C an – das bedeutet einen durchschnittlich 2- bis 3-mal stärkeren Anstieg als sonst auf der gesamten Nordhalbkugel.

Unsere Serie „Schädlingsbekämpfung in anderen Ländern“ setzen wir in unregelmäßiger Folge fort.