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Flugtickets für Falken

Gemeinsam mit dem Team der Falknerei Nord hat Blatta-Mitarbeiter Shahriar die Arabischen Emirate besucht. Dort hat er erlebt, welche Bedeutung Falken in dieser Region haben – und mit welchen Schädlingen die Kollegen vor Ort zu kämpfen haben

Blatta GmbH: Shariar, wie ist das Wetter im Herbst auf der arabischen Halbinsel?
Shahriar:Im September und Oktober ist es in der Region immer noch sehr, sehr heiß, die Temperaturen sind selbst im Schatten über 35 Grad Celsius. Die Luft ist feucht. Tagsüber kann man es draußen kaum aushalten. Man muss viel trinken! Erst ab November wird es etwas kühler, die Wintermonate sind die ideale Reisezeit. Aber wir hatten ja etwas vor. Wir wollten zu einer der großen Falknerei-Messen, die jährlich ab Spätsommer in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden. Wir waren Ende September auf der Al Asayl Exhibition in Dubai. In der Hauptstadt findet alljährlich im August die noch größere Abu Dhabi International Hunting and Equestrian Exhibition (ADIHEX) statt. Das ist weltweit einzigartig.
Blatta GmbH: Was habt Ihr auf der Al Asayl Exhibition erlebt?
Shahriar: Das war sehr beeindruckend. Eine riesige Veranstaltung mit vielen hundert Ausstellern. Die Falkner und Falkenzüchter präsentierten seltene und sehr gut ausgebildete Tiere: Gerfalken, Wanderfalken und viele andere. Was mich erstaunt hat: Die Tiere konnten vor Ort angefasst werden, das erschien mir etwas stressig für die Falken.

Blatta GmbH: Was habt Ihr auf eurer Reise noch gesehen?
Shariar: Das Abu Dhabi Falcon Hospital (ADFH). Es bietet seit 1999 tierärztliche Betreuung speziell für Falken an. Fast 170 000 Tiere wurden seitdem in diesem einzigartigen Falken-Krankenhaus behandelt, jedes Jahr rund 11.200 Tiere. Manche Falkner kommen vor der dreimonatigen Jagdsaison, die im Oktober beginnt, mit ihren Tieren für einen Check-up. Inzwischen können auch Besucher das Abu Dhabi Falcon Hospital besichtigen und an Führungen teilnehmen. Die Chance haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Interessant ist: Seit etwa 15 Jahren gibt es hier auch eine Falkenzuchtstation, in der unter anderem Sakerfalken für das „H.H. The Late Shk Zayed Falcon Release Program“ gezüchtet werden.
Blatta GmbH: Was verbirgt sich hinter diesem Namen?
Shahriar: Die Initiative für dieses Programm kam von dem inzwischen verstorbenen Scheich Zayed, dem ersten Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate. Das Ziel ist, die natürliche Falkenpopulation zu erhalten und zu vergrößern. Das Team entlässt – natürlich unter den bestmöglichen Bedingungen – die in Abu Dhabi gezüchteten Falken in die freie Wildbahn. Die beringten Tiere finden zum Beispiel in Pakistan, Iran oder Kasachstan eine neue Heimat. Ihre Wanderrouten werden dann weiterhin beobachtet und Tiere, die im Winter auf die arabische Halbinsel kommen, werden, wenn nötig, wieder aufgepäppelt.
Blatta GmbH: Falken spielen auf der arabischen Halbinsel eine große Rolle?
Shahriar: Auf jeden Fall! Die Falknerei ist hier sehr bedeutsam und präsent: Es gibt wie gesagt die großen Messen – auf denen zum Beispiel auch Schönheitswettbewerbe für Falken stattfinden. In den Golfstaaten kann man sogar Flugtickets für Falken kaufen, sie müssen ihre Haube tragen und haben einen eigenen Sitz. In Dubai waren wir in einer Shoppingmall, in der ausschließlich Produkte rund um die Falknerei angeboten werden. Unglaublich. Verzierte Hauben, Sitzgelegenheiten aus Marmor – und natürlich die Tiere selbst. In den Emiraten sind Falken ausschließlich ein Statussymbol. Sie werden nur für den Sport eingesetzt und nicht in der Schädlingsbekämpfung wie bei uns in Deutschland.

Blatta GmbH: Habt Ihr auch mit Schädlingsbekämpfern vor Ort gesprochen?
Shahriar: Na klar. Wir konnten zwar nicht mit den Kollegen auf Tour gehen, aber die Gespräche waren sehr interessant. Kurz gesagt: andere Klimazone, andere Probleme! Schlangen und Skorpione sind hier ein großes Thema. Diese Tiere suchen bei hohen Temperaturen genau wie Menschen schattige Orte auf – da treffen dann zum Teil giftige Schlangen und Skorpione und Menschen aufeinander. Die Tiere dürften jedoch nicht ohne Weiteres getötet werden, sondern es muss eine Organisation kontaktiert werden, die die Tiere einfängt und wieder aussetzt. Tierwohl ist ein hohes Gut. Zur Vergrämung von Schlangen und Skorpionen werden häufig organische Pfefferminz- oder Lavendelöle eingesetzt.
Blatta GmbH: Welche Schädlinge werden noch bekämpft?
Shahriar: Wespen sind hier nahezu unbekannt, aber Ameisen, die in die Häuser gehen – ein riesiges Problem. Bei Neubauten werden zum Teil von vornherein Mittel aufs Fundament aufgetragen, um Ameisen abzuschrecken.
Blatta GmbH: Wie sieht es mit Pharaoameisen aus, die sich – bedingt durch den Klimawandel und die höheren Temperaturen – zunehmend auch in Europa ausbreiten?
Shahriar: Davon haben wir nichts mitbekommen. Pharaoameisen scheinen auf der arabischen Halbinsel keine Probleme zu verursachen.
 

Blatta GmbH: Mit welchen Insekten haben die Schädlingsbekämpfer vor Ort noch zu tun?
Shahriar: Fliegen sind äußerst nervige Alltagsbegleiter. Man versucht ihnen mit aufgehängten Tonnen beizukommen, in die die Fliegen mit den entsprechenden Mitteln hinein gelockt werden. Ratten und Kakerlaken sind ebenfalls weit verbreitet und werden entsprechend bekämpft. Anders als bei uns kann das Gift allerdings auch von den Endverbrauchern gekauft und eingesetzt werden. Möglicherweise werden die Mittel deshalb nicht immer sachkundig verwendet. Das erhöht das Risiko, dass sich Resistenzen bilden.
 

Länderinfo:

Die Arabische Halbinsel ist mit 2,73 Millionen km² Fläche die größte Halbinsel der Welt. Zum Vergleich: Europa ist 10,5 Millionen km² groß. Geologisch gehört sie zu Afrika, geographisch zu Asien. Das größte der sieben Länder auf der Halbinsel ist Saudi-Arabien. Die Vereinigten Arabischen Emirate, kurz VAE, sind eine Förderation von sieben Emiraten im Osten der Arabischen Halbinsel. Die Hauptstadt Abu Dhabi ist neben Dubai eine der größten Städte der VAE.

Unsere Serie Schädlingsbekämpfung in anderen Ländern“ setzen wir in unregelmäßiger Folge fort.